Kaum waren die Sommerferien vorbei, hatte der 13. Jahrgang auch schon wieder genug von der Schule, enterte gemeinsam mit den Tutor:innen Huber, Gottschalk, Foth, Drobeck, Ranke, Rahde, Dietz und Horlitz einen Reisebus und ließ das Weserbergland sofort hinter sich. Der einzige Nachteil des Gardasees ist, dass er deutlich weiter weg ist als etwa das Steinhuder Meer, aber dennoch nahmen wir die Strapazen von über 15 Stunden Fahrt mutig auf uns und rauschten mit dem mal mehr, mal weniger klimatisierten Reisebus gen Süden.
Schon auf der Anfahrt lernten wir unseren Busfahrer M. intensiver kennen, der sich offenbar in den vielen einsamen Stunden auf der Autobahn seine ganz eigene Lebensphilosophie gestrickt hatte. Unvergessen werden seine melodisch vorgetragenen, uferlosen Belehrungen und mäandernden Ansagen bleiben, wie besonders die »Schecker auf der letzten Bank« am eigenen Leib erfahren durften. Von den »Gefahren des Fast Food« bis zu fröhlichen Witzchen (»Hier seht ihr den Harz« anlässlich des Alpenpanoramas) zur Erheiterung der ganzen Reisegesellschaft gab es hier viel zu lernen. Faszinierend auch, wie M. es schaffte, seine vom »Gesetzgeber« vorgeschriebenen Pausen immer genau da zu machen, wo es weder BK noch Mäcces gab.
Unser Quartier bezogen wir in Peschiera – einem netten Städtchen, das alles bot, was für eine gelungene Studienfahrt nötig ist: gutes Essen, Strand und schöne Gebäude mit Seeblick. Ein erstes Testbaden im warmen Wasser, natürlich unter der kundigen Aufsicht der anwesenden Coaches Dietz, Huber und Ranke, war vielversprechend und nach der langen Fahrt und der brüllenden Hitze etwas im Wasser zu marinieren, war die perfekte Vorbereitung auf das, was kommen sollte.
Busphilosoph M. fuhr uns sicher nach Sirmione. Dort muss es vor 2000 Jahren eine riesige römische Villa gegeben haben, deren Ruinen vor dem Seepanorama prächtige Statusfotos möglich machten. Bei etwa 2000°C Lufttemperatur mussten wir danach dringend schwimmen – zwischen der malerischen Ruine und dem nicht weniger malerischen Alpenpanorama (wenn man sich auf den glitschigen Steinen nicht aufs Maul gelegt hat). Sirmione selbst war auch eine hübsche Sache, mit seinen kleinen Gässchen, Eisläden und Cafés.
Am nächsten Tag stand die größte Stadt in der Umgebung an: Verona. Verona – halb so groß wie Hannover, dafür etwa zehnmal so schön – hat ein ganz besonderes Flair. Bekannt aus unserer Abi-Lektüre »Der ewige Spießer« fällt im Zentrum sofort das riesige römische Amphitheater auf. Entertainment im Wandel der Zeiten: Wo sich vor 2000 Jahren Gladiatoren abschlachteten und irgendwelche armen Teufel den wilden Tieren vorgeworfen wurden, werden heute italienische Opern gespielt. Bei mittlerweile gut 3000°C gefühlter Temperatur erlebten wir auch den Rest von Verona in einer Stadtführung. Vor allem die Attraktion »einer der zehn besten Eisläden Italiens« hinterließ nachhaltigen Eindruck, ebenso wie der Balkon, an dem Romeo und Julia überhaupt nichts gemacht haben, weil es sie nicht gab. Abends hatte sich eine Pizzeria in Peschiera furchtlos bereiterklärt, 50 deutsche Schüler:innen und ihre Aufpasser zu bewirten. Finanzministerin Foth hatte knallhart kalkuliert und pappsatt und zufrieden, schloss sich der informelle Teil des Abends an.
In Mantua, das so italienisch aussieht, als hätte man sich das in Hollywood ausgedacht, verfrachtete Herr Horlitz die ganze Gruppe in den Palazzo Té. Der Palazzo Té ist ein Renaissance-Palast, an dem man schön sehen konnte, was dabei herauskommt, wenn ein stinkreicher Fürst für Architektur und Kunst viel, sehr viel Geld in die Hand nimmt. Dutzende von Riesenräumen, die mit gewaltigen Szenen aus den antiken Sagen ausgemalt sind, ein weitläufiger Garten, eine künstliche Grotte und unschätzbar teure Gemälde und Statuen.
Den letzten Abend verbrachten wir in unseren Tutorien und reizten noch einmal die gastronomischen Möglichkeiten Italiens bis zum Anschlag aus: Einige auf der sommernächtlichen Dachterrasse, andere in den hervorragenden Restaurants vor Ort. Auch das gehört dazu: Fachsimpeleien über die besten Muschelgerichte, Pizzavergleich und die Vorteile von Aperol gegenüber Limoncello (natürlich nur rein theoretisch) – Italien war auch eine Schule des Genusses. Und das mussten wir mit einem nächtlichen Strandfest auch bis zum Anschlag feiern – und auch, dass wir eine tolle Truppe waren. Abi kann kommen.
Text & Fotos: S. Horlitz